Bewegung mit der ganzen Familie macht am meisten Spaß
Spielen ohne PC? Der Tiger zeigt, wie’s geht

(13.02.08) Rennen, hüpfen, springen: Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Doch schon bei Drei- bis Sechsjährigen wird er häufig gebremst – Spielkonsolen, Flimmerkiste & Co. scheinen oft attraktiver zu sein als Spiel- und Bolzplätze. „Dabei ist Bewegung für Kinder so wichtig, damit sie gesund aufwachsen“, erklärt Professor Klaus Bös, Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft an der Universität Karlsruhe. Er ist zugleich Vorstand im Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen (FoSS) und hat das AOK-Präventionsprojekt »TigerKids« mit entwickelt. »TigerKids« ist ein Baustein der AOK-Initiative »Gesunde Kinder – gesunde Zukunft«.

Was früher für den Nachwuchs kinderleicht war, fällt heute vielen Drei- bis Sechsjährigen schwer. „Seitlich hüpfen, rückwärts balancieren, Purzelbäume und Hampelmann-Sprünge können nur noch wenige Kinder – man muss es mit ihnen üben“, weiß Bös. Bei Hampelmann-Sprüngen haben beispielsweise viele Jungs und Mädchen Schwierigkeiten, Arme und Beine gleichzeitig richtig zu bewegen.

Diese Beobachtung bestätigen Studien der Universität Karlsruhe: Danach hat sich die Koordinationsfähigkeit der Kleinen verschlechtert, sie haben etwa zehn Prozent weniger Kraft und Ausdauer als Kinder vor zehn Jahren. Dass die Fitness von Schülerinnen und Schülern in Deutschland seit 2001 deutlich messbar zurückgeht, hat auch eine gemeinsame Studie der AOK, des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Wissenschaftlichen Instituts der Ärzte Deutschlands gezeigt.

Bewegungsmuffel nehmen zu

Woran liegt das? Ganz klar: Die Kinder bewegen sich einfach zu wenig. „Sie gehen nicht mehr so oft draußen spielen wie früher. Kein Wunder: Sie haben Angst vorm Autoverkehr. In der Wohnung zu spielen, ist heute attraktiver“, weiß der Sportwissenschaftler. „Außerdem gehen viele Kinder nicht mehr zu Fuß, sondern die Eltern fahren sie überall hin.“ Die Folge: Schon kleine Kinder werden immer unbeweglicher, entwickeln kein Körpergefühl mehr und bringen häufig zu viele Pfunde auf die Waage.

Doch wie bringt man die Kleinen dazu, sich jeden Tag mindestens eine Stunde zu bewegen, am besten im Freien, und dabei richtig ins Schwitzen zu kommen? „Die Eltern müssen es vormachen“, rät Bös. „Treiben Sie auch selbst Sport und unternehmen Sie am Wochenende etwas zusammen mit Ihren Kindern: Fahren Sie Rad oder Inline-Skates, gehen Sie wandern oder schwimmen und im Winter Schlitten fahren.“

Treppe statt Fahrstuhl

Wichtig ist auch die ganz alltägliche Bewegung. „Benutzen Sie die Treppe und machen Sie um Fahrstühle und Rolltreppen einen großen Bogen. So gewöhnt sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter daran, sich viel zu bewegen“, so der Sportwissenschaftler. Statt mit dem Auto können Eltern ihre Zöglinge auch mit dem Fahrrad in den Kindergarten bringen. Wer mitten in der Stadt wohnt, sollte mit dem Nachwuchs regelmäßig auf den Spielplatz oder in den Wald fahren, damit die Kinder sich dort zusammen mit Gleichaltrigen austoben können.

Gesellschaftsspiele statt TV

Damit Kinder nicht zu viel vorm Fernseher stillsitzen, sollten die Eltern feste Regeln aufstellen, was und wie lange sie sehen dürfen. Übrigens: Säuglinge und Kleinkinder sollten überhaupt nicht vor der Flimmerkiste sitzen, Drei- bis Sechsjährige höchstens eine halbe Stunde am Tag. „Wenn die Jungen und Mädchen den ganzen Tag volles Programm mit Spiel und Spaß haben, ist das Fernsehen auch so nicht so wichtig“, weiß Bös. Bei schlechtem Wetter kann sich die Familie die Zeit statt vorm TV mit Gesellschaftsspielen vertreiben.

Bewegung ist auch ein fester Bestandteil des AOK-Präventionsprojektes »TigerKids«. Dabei bewegen sich die Kinder unter Anleitung der sympathischen Tiger-Handpuppe drei Mal in der Woche eine Stunde lang ganz intensiv. „Während sie wilde Piraten, Indianer oder Affen spielen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen, merken sie gar nicht, dass sie sich dabei richtig auspowern“, erläutert der Wissenschaftler das Konzept. So ganz nebenbei fördern die Übungen auch die Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Koordinationsfähigkeit der Kleinen.

Anregungen statt Vorschriften

Die Erzieherinnen erhalten anhand eines Leitfadens Tipps, wie sie die Bewegungsstunden gestalten können. Sie haben aber gleichzeitig die Freiheit, auch eigene Ideen umzusetzen. Das Programm ist so aufgebaut, dass es mit einfachen Übungen anfängt und dann immer komplexer wird. „Wir holen die Kleinen dort ab, wo sie stehen“, erklärt Bös. Und das mit Erfolg: „Bei Kindern, die beim Pilotprojekt in Bayern mitgemacht haben, kam das Angebot sehr gut an. Mit dem Ergebnis, dass sie sich seither deutlich mehr bewegen – das haben Befragungen gezeigt.“

Wie Sie mehr Bewegung in den Familienalltag bringen, erfahren Sie in der AOK-Broschüre „Familienspaß: 55 Bewegungstipps“. Die Info gibt es im Versichertenportal der AOK (neue Website). Dort können Sie sich auch informieren, wie Ihre Kinder gesund aufwachsen und welches Essen lecker und gesund ist.

Quelle: AOK-Mediendienst