Wenn das Kreuz zwickt: Bewegung ist die beste Therapie
Tag der Rückengesundheit am 15. März

(28.01.08) Den Wasserkasten falsch gehoben oder zu lange vorm Computer gesessen – und schon ist der Rückenschmerz da. Fast jeder Erwachsene hat ihn wenigstens einmal im Leben. „Jeder Schmerz im Kreuz kann ein Warnsignal sein, dass etwas nicht in Ordnung ist“, sagt Dr. Gerhard Schillinger, Arzt beim AOK-Bundesverband. Sich zu schonen und darauf zu warten, dass es von selbst wieder besser wird, ist der falsche Weg. Die beste Therapie ist Bewegung. Sie tut gut – und macht auch noch Spaß.

Oftmals gehen Rückenschmerzen von selbst zurück, doch bei vielen Menschen kommen sie immer wieder. Schmerzen im Kreuz sind die Volkskrankhheit Nummer eins; fast jeder dritte Erwachsene war deshalb schon beim Arzt. Sie gehören nach Angaben der Bundesregierung zu den häufigsten Gründen für Arztbesuche und Krankschreibungen.

Verspannte Muskeln schmerzen

Woran das liegt? Unsere Wirbelsäule ist von Muskelsträngen und Bändern umgeben. Das gute Zusammenspiel aller drei Komponenten sorgt dafür, dass wir aufrecht gehen und uns drehen, bücken und strecken können. „Ursache für Rückenschmerzen sind meist Muskelschmerzen“, sagt Neurochirurg Schillinger. „Wenn die Muskeln verspannt sind, bedeutet das: Ich mute ihnen mehr zu, als sie vertragen können.“ Die Schwachpunkte des Rückens liegen im unteren Bereich in der Lendenwirbelsäule und an der Halswirbelsäule, von wo die Schmerzen oftmals auf die Schultergegend ausstrahlen.

Zu viel Schonung schwächt

Bei vielen Menschen besteht der erste Reflex bei Rückenschmerzen darin, sich ins Bett zu legen und darauf zu warten, dass es wieder besser wird. Doch mittlerweile weiß man, dass zu viel Schonung die Muskeln nur noch weiter schwächt. So geraten Patienten leicht in einen Teufelskreis aus Schmerz, Verspannung und geschwächter Muskulatur. Ziel ist es deshalb, schnell wieder aktiv zu werden, um den Rücken zu stärken. AOK-Experte Schillinger empfiehlt:

  • Die Bettruhe auf maximal vier Tage zu beschränken. Linderung bietet vor allem das Stufenbett: Der Rücken liegt dabei flach, die Beine werden im 90-Grad-Winkel auf einem dicken Polster abgelegt. Das entlastet die Wirbelsäule;
  • bei starken Schmerzen ruhig zum Schmerzmittel zu greifen, denn das durchbricht den Kreislauf aus Schmerz und Verspannung. Aber: Medikamente sind keine Dauerlösung;
  • ein warmes Bad oder Rotlicht zu nutzen, um zusätzlich die Muskeln wieder zu entspannen.

Schwimmen tut gut

Spätestens nach zwei Tagen sollen Rückenpatienten laut Schillinger wieder anfangen, sich zu bewegen – allerdings nicht gleich mit voller Kraft, sondern moderat. Gut ist, was den Rücken stärkt, denn dann kann er in Zukunft Belastungen besser verkraften. „Am besten ist Schwimmen, weil der Rücken dabei nicht überlastet wird“, sagt der Arzt. Im Wasser wird das Körpergewicht, das auf der Wirbelsäule lastet, getragen und damit meist auch der Schmerz reduziert. Speziell warmes Thermalbadwasser hilft, die verspannten Muskeln wieder zu entspannen.

Doch nicht jeder kann sich fürs Schwimmen begeistern. „Wichtig ist, dass Bewegung Spaß macht, denn sonst hält man es sowieso nicht lange durch“, sagt Schillinger. Jeder sollte deshalb eine Sportart wählen, die er gerne betreibt. Umso größer ist die Chance, dass man dauerhaft aktiv bleibt. Schließlich ist Bewegung nicht nur die beste Therapie für Kreuzschmerzen, sondern auch die beste Vorbeugung.

Muskeln gleichmäßig trainieren

Als Faustregel gilt: Gut geeignet sind Sportarten, bei denen alle Muskeln möglichst gleichmäßig trainiert werden. Dazu gehören neben Schwimmen auch Joggen, Nordic Walking, Wandern oder Skilanglauf, denn diese Sportarten be- und entlasten den Rücken in einem guten Rhythmus. Richtiges Schuhwerk ist allerdings Voraussetzung. Sportarten wie Golfen, Fallschirmspringen oder Gewichtheben belasten das Kreuz dagegen sehr. Wer nach längerer Pause wieder mit dem Sport beginnt und andere Erkrankungen hat, sollte dies mit seinem Arzt vorher besprechen.

Auch wenn Bewegung hilft – manchmal geht es nicht ohne Arzt. Bei anhaltend starken Schmerzen, nach einem Sturz und bei Lähmungserscheinungen in den Armen oder Beinen sollte auf jeden Fall ein Mediziner zu Rate gezogen werden. Das gilt auch, wenn die Beschwerden beim Niesen, Husten oder Pressen stärker werden. Probleme beim Wasserlassen und ein Taubheitsgefühl an den Innenseiten der Oberschenkel sind Alarmsignale, bei denen Betroffene sofort zum Arzt gehen sollten.

Ursachen herausfinden

Wichtig ist es auch, nach den Ursachen der Rückenschmerzen zu forschen. Schweres Tragen, zu langes Sitzen in derselben Position, veraltete Matratzen oder Übergewicht können das Ziehen und Stechen im Kreuz auslösen. Es ist wichtig zu lernen, die eigene Kraft etwa beim Heben richtig einzusetzen. „Heben Sie schwere Dinge wie Wasserkästen stets aus der Hocke und nah am Körper hoch“, empfiehlt Schillinger. Wer viel am Computer arbeitet, sollte für einen guten Bürostuhl sorgen, der dynamisches Sitzen ermöglicht. Um Verspannungen vorzubeugen, ist es darüber hinaus sinnvoll, jede halbe Stunde ein paar Schritte zu gehen und die Rückenmuskulatur zu bewegen.

Angesichts der Bedeutung von Schmerzen im Rücken für die Bevölkerung wurde 2002 der Tag der Rückengesundheit ins Leben gerufen. Der Gesundheitstag am 15. März 2008 soll dazu animieren, aktiv für einen kräftigen und gesunden Rücken zu werden.

Die AOK-Broschüre „Starker Rücken“ ist in den AOK-Geschäftstellen erhältlich.

Quelle: AOK-Mediendienst