Bioland sieht gute Entwicklungschancen für heimische Bioerzeugung
Marktwachstum mit Bio-Lebensmitteln 2007 wieder über 15 %

Berlin, Mainz, 16. Januar 2008. „Der Biomarkt in Deutschland hat sich auch im letzten Jahr sehr positiv entwickelt“, zog Thomas Dosch anlässlich einer Pressekonferenz auf der Internationalen Grünen Woche Bilanz für das vergangene Jahr. Dies zeigten aktuelle Marktdaten der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP). „Die Umsatzsteigerung mit Biolebensmitteln in Deutschland lag 2007 bei voraussichtlich über 15 % und erreicht damit ein Absatzvolumen von über 5 Mrd. EUR. Nach Einschätzung der ZMP wird sich das starke Wachstum der letzten vier Jahre auch 2008 fortsetzen,“ so Dr. Hans-Christoph Behr von der ZMP.

Aus dieser positiven Marktausdehnung und der zu beobachtenden Weiterentwicklung der Kundenbedürfnisse ergeben sich für die heimische Biobranche neue Chancen durch Marktdifferenzierung. „Biokunden zeichnen sich heute durch eine Vielfalt von Konsumenteninteressen aus und suchen nach zusätzlichen Kaufargumenten. Dies bietet neue Chancen für die Positionierung von heimischen Qualitätsprodukten am Markt gegenüber Billig-Bio“, so Nina Stockebrand vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen.

Die heimische Bioerzeugung ist aber einem zunehmenden Konkurrenzdruck in globalen Bio-Märkten ausgesetzt. Bioland hat sich daher gezielt die Stärkung der heimischen Erzeugerbetriebe zur Aufgabe gemacht. Die Differenzierung über höhere Produktions- und Verarbeitungsstandards, die Implementierung neuer Qualitätssicherungssysteme und der Ausbau der Regionalvermarktung gehören dazu. Aus Erzeugersicht kommt der festeren Positionierung gegenüber Abnehmerstrukturen eine immer höhere Bedeutung zu. Bioland unterstützt und koordiniert deshalb die Gründung von Biomilch-Erzeugergemeinschaften. „Ein guter Milchpreis ist von entscheidender Bedeutung auch für die Attraktivität der Umstellung“, so Heinz-Josef Thuneke, Mitglied im Bioland-Präsidium und Koordinator der erst kürzlich gegründeten Bio-MEG Nord, die rund 50 Biomilcherzeuger vertritt.

„Angesichts der guten Marktchancen ist es sehr bedauerlich, dass nicht mehr Landwirte in Deutschland den Schritt zur Umstellung ihrer Betriebe auf Bio-Erzeugung mitgehen“, so Thomas Dosch. „Die Schere zwischen boomendem Biomarkt und Rohstoffknappheit aus heimischer Produktion öffnet sich weiter, da die positiven Marktentwicklungen von der Politik bisher nicht angemessen unterstützt wird.“

2007 zeigt die Umstellungsrate bei Betrieben und Flächen zwar wieder mehr nach oben, reicht aber bei weitem nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen. Ein Hauptgrund für das verhaltene Umstellungsinteresse ist die nicht leistungsgerechte Honorierung der Umweltleistungen des Biolandbaus. „Die Bundesländer müssen endlich ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um die Wettbewerbskraft heimischer Landwirte zu stärken und damit die Chancen der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft in diesem Wachstumsmarkt zu verbessern“, so Dosch. Bioland fordert eine deutliche Anhebung der Ökoprämien, die Biobetriebe als Honorierung von besonderen Umweltleistungen erhalten. Fast alle Bundesländer haben im Jahr 2007 die Prämiensätze für den Biolandbau gekürzt und damit die Wettbewerbskraft heimischer Betriebe im internationalen Wettbewerb geschwächt. Nachbarländer wie Österreich, aber auch osteuropäische Länder wie Polen honorieren dagegen die Umweltleistungen ihrer Bio-Betriebe weitaus besser als alle Bundesländer in Deutschland. Biolandbau schafft Arbeitsplätze und leistet sehr viel zum Schutz von Klima, Boden, Wasser und Natur. Diese gesellschaftlichen Vorteile werden in Deutschland nicht ausgeschöpft, sondern exportiert.

Quelle: Bioland